30.11.2018
Bildprojektion von Thomas Stadler
und Uraufführung einer Klangperformance von Werner Raditschnig zusammen mit Martin Köb
am Salzachdamm Oberndorf
Veranstaltungsbeginn: 30.11. ab 17 Uhr
Performance von 18 Uhr 30 bis 19 Uhr 30
Ersatztermin 7.12.
Eine Veranstaltung von
KUNSTINITIATIVE KREISVERKEHR
Zusammen mit Salzburg Stille Nacht GmbH
Ein avantgardistischer Beitrag zum Stille Nacht Jahr
Die Korrektur des älplerischen Kontext
für den „global song“
Das Stille Nacht Lied transportiert sich seit seiner Uraufführung über seine alpenländische Kulisse, noch mehr seit seiner Verbreitung durch die Sänger aus dem Zillertal
Das war aber nicht die Kulisse Joseph Mohrs und Franz Xaver Grubers.
Nicht die verschneite Winterbergidylle ist der Ort der Uraufführung, sondern der bettelarme Schiffervorort,
das Arbeiterviertel des Erzbistums.
Das war auch seelsorglich - möglicher Weise auch politisch der Weg Joseph Mohrs – vom reichen Stift in Laufen zum Schifferpfarrhof in Oberndorf.
Ziemlich genau vor hundert Jahren nach zahlreichen großen Hochwassern wurde der Abbruch von über 140 Häusern in Alt Oberndorf wieder fortgesetzt, während der Reißbrettort Neu Oberndorf mehr und mehr als weiträumiger Jugendstilmarkt an geschützter Stelle und mit neuem Übergang nach Laufen Gestalt annahm.
Der pittoreske Schiffervorort mit seinen von Grabendächern überformten Häuserzeilen musste nach mehreren katastrophalen Fluten weitgehend abgerissen werden. Die Schauseite zum Wasser, die Arbeitersiedlung, die schon immer den Verwirbelungen des „Nockens“ stärker ausgesetzt war, das schmale Gefüge der Arme Leut Häuser, das bis heute eine architektonische Besonderheit darstellt und das unterspült und modrig dem Hochwasserschutzdamm weichen musste, der es eigentlich schützen sollte, besteht seit dieser Zeit als Baulücke zwischen Stille Nacht Bezirk und Altach.
Für einen Abend kommt es nun durch die geplante Lichtinstallation zum Gedenken an den Stille Nacht Ort, wie Josef Mohr und Franz Xaver Gruber und auch Leopold Kohr ihn kannten.
Die Uraufführung des Stille Nacht Liedes liegt in der Dramatik der kurz zuvor politisch immer aber auch schon sozial geteilten Stadt.
Eine Dramaturgie, die die sozialen Bruchlinien der Gesellschaften des 19. Jahrhunderts beinahe lehrbuchhaft vor Augen führt.
Alt Oberndorf wurde vom Hochwasser aber auch dem Zusammenbruch des Erwerbszweiges Flusstransport „ausradiert“. Und eine Übersiedlung nach Neu Oberndorf und damit der Aufstieg ins mittlere Bürgertum gelang nur ganz wenigen. Delogierungen, falsche Versprechungen, verständlicher Widerstand und Vorurteile prägten diese Jahre. Oral History ist angehalten, die letzten Zeitzeugen noch zu befragen.
Oberndorf wurde 1945 von den Bomben verschont – diese ältere Baulücke war für einen Wiederaufbau freilich nie vorgesehen.
Kunst hält fest was vergänglich ist – ist dabei allerdings nicht reaktionär, sondern reflexiv. Die Dramaturgie aus Naturrhythmen und historischen Reaktionen, eine quasi Analogie zwischen Natur und Kultur und dem dramatischen Ineinander von Nutzen und Zerstörung genauso, wie dem unbändigen Willen nach neuerlichem Aufbau entspricht diese Arbeit als Bild und Klangperformance.
Gerade in einer Zeit, in der auch das kunsthistorisch bedeutende Jugendstil Oberndorf Stück für Stück verschwindet oder der Altbestand des ehemaligen Alt Oberndorf dem Verfall preisgegeben wird oder ein Gebäude und architektonischer Markstein wie die Brauerei Noppinger einfach verschwindet, gewinnt die ästhetische Konzeption dieser „Oper“ auch politische Dimension.
Der Salzachdamm wird für die Performance am 30.11. zur Projektionsfläche für die zusammenhängende Schiffersiedlung, die eben dem Bauwerk weichen musste, das sie schützen sollte.
Diese “Geisterstadt“ wird eine Nacht lang als Gedenkort inszeniert, ähnlich den Sonnwendlichtern oder dem Himmelbrotschutzen im Gedenken an die Verstorbenen.
Dazu speziell in Auftrag gegeben wird eine URAUFFÜHRUNG
Der renommierte Komponist Werner Raditschnig wird zusammen mit dem hier tätigen Komponisten, Organisten und Lehrer Martin Köb zusammen mit vielen Musikerinnen aus der Region und anderen zehn Ländern sein Stück:
„NACHT – BUA – MARIA“
uraufführen
Eine Prozession aus allen Akteuren wird ins Bild hinein stattfinden und eine gesamt Klangkulisse erzeugen.
Es wird in dieser einmaligen Performance das Gedenken um die Schicksale der Bewohner, deren Häuser von der Bildfläche verschwunden waren
und den Kontext, aus dem heraus die Uraufführung des Stille Nacht Liedes geschehen konnte thematisiert.
Dieser aktive, nicht alibihafte Beitrag zum Thema des Friedensliedes versucht Oberndorf als Stille Nacht Ort, aber auch Friedensort zu positionieren.
WERNER RADITSCHNIG
„NACHT – BUA – MARIA“
Kommunale Aktion, Prozession, Klangstraße Salzachbogen
Beteiligungen:
A) musikalische Produzenten
B) Träger optischer Zeichen
C) Mariagruppe (weibliche Stimmen) und Echosängerinnen sowie ein Trompeter
D) Bläsergruppe 3 Tp, 1 Pos. 1 Tuba
DURCHFÜHRUNG:
Die Hauptaktion am Treppelweg zwischen Leopold Kohr Denkmal und Europasteg ist eine Art Klangstraßen-Prozession in Reihenstruktur hintereinander, im sog. „Gänsemarsch“ in langsamer Bewegung, im Vierteltakt.
Der Zug bewegt sich am Treppelweg erst flussabwärts dann flussaufwärts, im ständigen Wechsel.
Der Gesang wird von anderen Gruppen diesseits als Echo beantwortet.
Die Klangprozession begibt sich in die Projektion der alten Panoramakurve Oberndorfer Häuser
Die Aktion endet mit dem Auszug aller Beteiligten Fluss aufwärts
Die musikalische Komposition gestaltet die Motive sowie Klangfarben der einzelnen Instrumente und die Zählzeiten
Die einzelnen Abschnitte werden durch die Reizwörter getrennt
Jeder Abschnitt hat eine eigene Tondichte